Seine Arbeit als Musiker sieht SHANTEL als kreative Aufbereitung eines fortlaufenden Diskurses zwischen Theorie und Praxis. Dabei sind die hör-, fühl- und tanzbaren Ergebnisse stets ein Produkt seiner ganz individuellen Auseinandersetzung mit Musik als spezifischer Ausdruck einer historischen, kulturellen, sozialen und politischen Klanglandschaft eines Ortes. Sein Output als DJ, Produzent und Musiker steht dabei schon von Beginn an in dem Spannungsfeld zwischen Tradition + Moderne und Analogem + Digitalem.
SHANTELs Methode folgt dabei keinem linearen Verständnis von Musik als etwas statisch, kulturell und räumlich Eingrenzbares. Im Gegenteil: Seine eigene Familiengeschichte und damit einhergehende vielschichtige musikalische Sozialisation machen ihm schon früh deutlich, dass Musik keine Grenzen kennt. Dieser Grundgedanke der Vereinbarkeit verschiedener musikalischer Ausprägungen findet sich in allen Projekten des Künstlers wieder. So kann der von ihm in den 80er-Jahren betriebene Club Lissania Essay im Frankfurter Bahnhofsviertel als SHANTELs eigener musikalischer Ausdruck verstanden werden, eben nicht die Mainstream elektronische Musikszene widerzuspiegeln, sondern schon damals die Vielschichtigkeit der neuen Formen und Techniken, Musik zu machen, in einen gesamtglobalen Kontext zu setzen.
SHANTEL schafft mit Alben wie „Disko Partizani“ oder „Istanbul“ einen kuratorischen Zugang zu globalen Musikstrukturen und international funktionierenden Sounds, die als fortlaufende Kritik an der eurozentristischen Popkultur Westeuropas verstanden werden kann. Während Migration, Subkulturen und deren jeweiligen Mitbringsel an Musik schon lange fester Bestandteil der gelebten Diversität von Städten sind, schafft die mediale Öffentlichkeit immer noch ein abgetrenntes System vermeintlich homogener moderner Musikgenres. Besonders „Disko Partizani“ und „Istanbul“ zeigen als liebevoll produzierte Alben, die im ständigen musikalischen Austausch entstanden sind, die Grenzen westlich fokussierter und vereinfachter Genreeinteilungen wie „Balkan Beat“ und „Oriental Pop“ auf.
Musik mit griechischen, anatolischen oder südeuropäischen Klängen wird somit, selbst wenn sie in Frankfurt im Herzen Europas entsteht, immer noch zur Musik der anderen. Diese Verneinung führt laut SHANTEL dazu, dass die Musik jenseits des europäischen Mainstreams, sofern sie nicht extrem kommerzialisierbar ist, unsichtbar gemacht wird. Seine Arbeiten als Produzent, Musiker und DJ versteht Shantel dabei als Kampfansage gegen die bestehenden gesellschaftlichen Dominanzstrukturen und der Annahme, dass nur im Mainstream Erfolg haben kann, was die klare Trennung von dem Sound „hier“ und dem Sound „dort“ aufrechterhalten kann.